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Wirtschaftsgeschichte: Sachwertbasierte Währungen - eine Illusion

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Eine kurze Geschichte der Währungen

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Seit der Finanzkrise im Jahr 2007 gibt es immer wieder Kreise, die das Geld in Europa als wertlos bezeichnen und sich eine Rückkehr zu einer Währung wünschen, die durch Sachwerte gedeckt ist. Das würde der Welt Stabilität verleihen und aus den Bächen würden wieder Milch und Honig fließen. Als Betriebswirt muss ich sagen, dass solche Phantasien immer wieder nur von Leuten kommen, die sich einfache Lösungen für eine komplexe Welt wünschen. Dazu ein paar Rückblicke in die Wirtschaftsgeschichte, dass es so einfach auch wieder nicht ist.

Währungen durch Edelmetalle stabil halten?

Als die Spanier im 16. Jahrhundert anfingen sich in den amerikanischen Kolonien so richtig breit zu machen, landeten riesige Schiffsladungen mit Gold und Silber aus der neuen Welt in Europa. Man könnte nun sagen, dass der spanische Staat den Jackpot geknackt hatte, so reich wie sie nun waren. Weit gefehlt. Die Iberer fingen an das Gold an allen Ecken auszugeben und kauften den Markt in Europa leer. Problem dabei war, dass die Hersteller auf dem ganzen Kontinent nicht schlagartig ihre Produktivität erhöhen konnten. Also fingen sie an lediglich ihre Preise anzuheben. Dadurch wurde eine gigantische, Grenzen übergreifende Inflation losgetreten, bei der es zu Verarmung, Kriegen und Hungersnöten kam. Zudem kam es zu einem Verfall der Goldpreise. Denn wo auf einen Schlag viel mehr von einem knappen Gut vorhanden ist, da sinkt dessen Preis. So gesehen könnte man sagen, dass die Absicherung durch Sachwerte genauso labil sein kann wie alles andere. Jedes Gut auf der Welt hat seinen Preis. Gold auch und der kann auch nach unten gehen.

In die andere Richtung ging es in der Schweiz im Jahr 1968. Weltweit stieg zu der Zeit der Silberpreis. Spekulanten aus Deutschland kamen auf die Idee Münzen aus der Schweiz zu kaufen. Sie enthielten so viel Silber, dass es durch den Wechselkurs lukrativ wurde das Silber aus ihnen heraus zu schmelzen. Es setze rein regelrechter Run auf das Kleingeld der Eidgenossen ein. Er wurde sogar noch weiter befeuert, als der Silberpreis immer weiter anstieg. Beim Express Kurier Luzern gingen Bestellungen von Deutschen ein, die wollten sich die Sachen als Express-Paket am liebsten über Nacht über die Grenze bringen lassen. Zu dieser Zeit wurden Paketdienste in der Schweiz so richtig reich. Irgendwann musste die Nationalbank eingreifen und die Münzen gegen wertlose Kupfer-Nickel Legierungen eintauschen. Ansonsten wäre den Bürgern das Kleingeld ausgegangen.

Wie man hier sieht, können Preise für Edelmetalle sowohl nach oben und nach unten massiv ausschwenken. Diese Güter dienen nicht selten als weltweite Spekulationsobjekte. Sie als Basis einer Währungssicherung zu nehmen ist absolut spekulativ. Zudem würde sie dazu führen, dass die Geldmenge immer nur so hoch sein darf wie die Menge an Edelmetallen dahinter. Wer in Volkswirtschaft aufgepasst hat, der weiß, dass ein wachsendes BIP zu einer brandgefährlichen Deflation führt, wenn die Geldmenge nicht ausgeweitet wird.

Ohne Risiko geht es in der Welt nicht. Natürlich sollte eine Währung sicher sein. Aber der Wert sollte sich aus der gesamten wirtschaftlichen Leistungskraft eines Landes zusammensetzen und nicht aus einem Spekulationsgut, das eigentlich nur schön funkelt und glänzt.